Wie schon so oft im Unterricht angepriesen; Strategie und Marketing ist alles. Man muss „sich“ und „die reichliche Verspätung eines Artikels“ eben verkaufen können!

Unsere ehemaligen (ja, hier wird die Verspätung noch einmal deutlich) 5er Klassen kamen mit vollen Taschen, Tüten, Körben und reichlich Material auf den Armen beladen in die Schule. Der eine oder andere schaute nicht schlecht und fragte sich bestimmt: „Was haben die denn vor?“

Des Rätsels Lösung versteckt sich in diesem Artikel. Gut vorbereitet durch gemeinsame Gespräche und Bildanalysen haben wir im Kunstunterricht zusammen erschlossen was für verschiedene „Gattungen von Kunst“ es überhaupt gibt. Schnell wurde allen klar, dass die klassische Malerei, die Grafik und die Bildhauerei in der Regel mit Geld verbunden sind: Entweder ein Künstler wurde beauftragt ein Kunstwerk zu schaffen oder das erschaffene Kunstwerk wurde für Geld verkauft. Auch Kunstwerke in Museen werden indirekt bezahlt; durch Eintrittsgelder, die die Anschaffungskosten wieder einbringen, Restaurierungsarbeiten bezahlen und den Unterhalt des Museums decken.

Ist KUNST dann überhaut „frei“ zugänglich – also für jedermann?

So oder so ähnlich waren auch die Gedanken der Pioniere (Gründer) der Land Art Bewegung in Amerika in den 1960er Jahren. Sie wollten den reichen Bürgern keine weiteren Werke schaffen, die in Privathäusern verschwinden, der Öffentlichkeit entzogen werden und einzelne Künstler, begründet oder nicht, zu wahren Raritäten (Seltenheiten) auf dem Kunstmarkt machen.

So entstanden teils riesige Kunstwerke im öffentlichen Raum: In Wüsten, an Küsten und Hochebenen… Alle Werke standen im Einklang mit der Natur. Sie griffen Elemente auf und spielten mit dem Sonnenlicht und dem Schattenwurf, anderenorts wurde der Natur etwas „weggenommen“ durch Sprengungen im künstlerischen Maße nach exakten Formen, wiederrum wurden Elemente wie Steine bewusst in die Natur integriert.

All diese vielseitige Kunst war frei zugänglich – für jedermann; ob arm oder reich; sie gehörte allen!

Fotos und Abbildungen von den radikalen (die Bezeichnung radikal bezieht sich hier auf die neue Denkweise der Künstler: Kunst = für jedermann), neuen Kunstwerken durften nicht gemacht werden. Die Kunst sollte nicht in Bücher kommen; man sollte sie selber „entdecken“ – oder eben, wenn zu viel Zeit verstrichen war, nicht mehr entdecken können! Hier wird der Aspekt dieser Kunstgattung ganz deutlich: Kunst in der Natur bedeutet – Sommer wie Winter dem Wetter ausgesetzt – der natürlichen „Zerstörung“. Genau DAS war den Künstlern wichtig und macht die Land Art aus!

Später in der Geschichte der im Deutschen sogenannten „Land Art“ wurde der Aspekt des Dokumentierens immer wichtiger. Die Künstler mussten ihre teils sehr kostspieligen (teuren) Kunstaktionen bezahlen können. Fotobände, die sie selber in Auftrag gaben unterstützen sie bei der Finanzierung der nächsten Projekte.

Heute hat die Land Art häufig einen dekorativen Charakter. Ein entscheidender Aspekt bleibt jedoch: Sie ist vergänglich, also nur eine Zeitlang zu sehen, denn dann zerstört die Natur (und hierzu zählen auch wir Menschen) sie von alleine.

Von der Theorie zur Praxis war es nur ein Katzensprung: Die Klassentür auf und raus auf den Schulhof. Das mitgebrachte Material unter den Armen, begaben sich alle in die zuvor erstellten Kleingruppen und begannen ihre künstlerische Arbeit.

Aus vielen gesammelten, natürlichen Materialien wie Blättern, Blüten, Zapfen, Stöcken, Muscheln… gestalteten unsere Schülerinnen und Schüler in detailverliebter Arbeit in Kleingruppen wunderbare natürliche Bilder. Teilweise griffen sie vorgegebene Elemente wie das Wasser einer Pfütze auf und integrierten diese natürlichen Gegebenheiten geschickt in ihr Werk. Die Kinder waren zu Recht mehr als nur stolz, innerhalb kürzester Zeit ein gemeinschaftliches Kunstwerk geschaffen zu haben. Zum Ende der Stunde wurden die Werke – Gott sei Dank – fotografiert, denn dadurch können nun endlich alle Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer sowie Eltern und Familien sehen, was unsere mittlerweile Sechstklässler einzigartiges mit ihren vielen mitgebrachten Materialien schufen. Ohne diese Fotos wäre bereits kurze Zeit später durch den Wind und die nächste Pause das eigentliche Kunstwerk nicht mehr da, und ein weiterer Farbklecks im Herbst würde uns nun fehlen!

Ein Lob an alle Land Art Künstler der MKG, ihr wart und seid super!

Jonas Reinhold

Ein weiterer Farbklecks für den Herbst!
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