Die Jahrgangsstufe 7 hat im Zuge des Technikunterrichts Wertstoffkreisläufe näher betrachtet und verschiedene Formen von ökologischer und ökonomischer Wiederverwertung analysiert. Hierbei standen ‚Recycling‘, ‚Upcycling‘ und ‚Downcycling‘ im Fokus. Falls nun ein großes ‚?‘ aufploppt – dem können wir schnell Abhilfe schaffen. Unter Recycling versteht man zumeist das Verwerten einzelner Bauteile, das Einschmelzen oder auch das Schreddern weggeworfener Wertstoffe, aus denen im Anschluss neue Produkte hergestellt werden können. Das klassische Beispiel ist die PET-Pfandflasche, die als Granulat in der Kunststoffindustrie einen neuen Lebenszyklus erwartet. Das Downcycling beschreibt einen Wiederaufbereitungsvorgang, bei dem jedoch die eigentliche Qualität des Ausgangsmaterials nicht mehr erreicht werden kann. Ein sehr gutes Beispiel für den Downcycling-Zyklus ist ein altes Buch, dessen Qualität (das feste, hochwertige, helle Papier) nach der Entsorgung zu einem weniger qualitativ hochwertigen Pappkarton wird und in einem dritten Zyklusschritt dann zumeist als Toilettenpapier endet. Upcycling hingegen beschreibt die Verwendung aussortierter Produkte, die ihren Zweck so nicht mehr erfüllen und eine neue Bestimmung erhalten. Kurzum: Alle drei Wertstoffverfahren sind eng miteinander verbunden und Grenzen häufig nicht klar zu definieren.

Der Technikkurs im Jahrgang 7 hat sich alte Zeitungen von einem Leseprojekt eines Deutschkurses als Ausgangsmaterial für ihr Projekt gewählt. Da die Zeitung in ihrer eigentlichen Funktion ausgedient hatte und ausreichend als Informationsquelle fungierten, konnte nun etwas anderes aus ihr entstehen.

Im Zuge des Trainierens motorischer Fertigkeiten sollte eine alte, sehr traditionelle Technik in den Mittelpunkt rücken: Das Flechten – explizit: Das Korbflechten!

Seit über 12.000 Jahren geht das Handwerk des Korbflechtens bereits durch menschliche Hand und ist somit eines der ältesten Handwerke überhaupt.

Körbe oder Korbwaren können und konnten unterschiedlichste Zwecke erfüllen: Ob als Hilfsmittel zum Transportieren von Waren, ob als Sitzmöbel oder sogar als Beförderungsmittel, wenn man an einen Heißluftballon denkt.

Normalerweise wurden Körbe früher aus Weidenschößlingen, den sogenannten „Ruten“ geflochten, natürlich gibt es daneben noch viele weitere Pflanzen, die aufbereitet, zu unterschiedlichsten Flechtwerken werden können.

Das Prinzip beim Krobflechten ist jedoch in großen Teilen immer sehr ähnlich: Es gibt ein Grundgerüst aus „Staken“, um die herumgeflochten wird (In der Fachsprache nennt sich dieser Schritt: „ausflechten“.) und die zum Abschluss des Korbes zu einem Korbrand verflochten werden.

Die Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 7 mussten also in einem ersten Schritt lernen, wie man aus flacher, dünner Zeitung eine stabile (einer Weidenrute ähnliche) „Stake“ herstellt, mit der man ein Grundgerüst erstellen kann. Dieser Schritt war eigentlich der kniffligste in diesem Projekt, denn das straffe Aufrollen der Zeitungszuschnitte zu einer langen, stabilen und möglichst filigranen Zeitungsstake war gar nicht so einfach. Da für dieses Projekt aber SEHR viele dieser Staken für das Grundgerüst und das anschließende Flechten (bei dem die Staken dann als „Stränge“ bezeichnet werden) benötigt wurden, lernten alle mit der Zeit und gegenseitiger Unterstützung wie man am sinnvollsten vorgeht und wo Tricks und Kniffe anzuwenden sind.

Das Projekt nahm Fahrt auf und erste Grundgerüste waren schnell produziert. Gemeinsam lernten wir, wie das Flechten mit zwei, parallellaufenden Flechtsträngen funktioniert und konnten so die Wand des individuellen Korbes Schritt für Schritt aufbauen und in die Höhe schnellen lassen. Dabei verschwand das Korbgerüst (vergleichbar mit einem Skelett) optisch sowohl von innen als auch von außen und war nicht mehr zu sehen.

Der Technikkurs musste sich natürlich auch mit ganz naheliegenden Problemen auseinandersetzen: WAS mache ich, wenn sich die Flechtstränge aus Zeitungspapier dem Ende zu neigen? Wie kann ich weiterflechten, wenn das Material aufgebraucht ist? Bei hohlen Zeitungsröhrchen KEIN Problem, anders als bei Weidenruten konnten wir die einzelnen Röhren problemlos ineinanderstecken und so unendliche Stränge generieren.

Irgendwann kam jedoch der Punkt, dass die Höhe des entstandenen Korbes ausreichend war und der Korbrand geflochten werden musste – quasi ein Abschluss erzielt wurde. Für diesen Schritt mussten alle nochmal genau aufpassen, um die Feinheiten für einen sauberen Rand nachzuvollziehen und um die Staken des Korbgerüstes auch hier wiederum optisch verschwinden zu lassen.

Ebenfalls dieser Schritt klappte mit gegenseitiger Hilfe hervorragend, wodurch der Teamgeist innerhalb des Kurses einmal mehr gefordert und gestärkt wurde!

Trotz gleicher Ausgangslage in Bezug auf Material und der Vorgaben zur Erstellung der Staken und Stränge entstanden durch unterschiedliche Herangehensweisen ganz individuelle, hochwertige Körbe aus Papier, die ihren Besitzern sicher noch lange Freude bereiten: Ob als Stiftehalter auf dem Schreibtisch, als Ummantelung für eine Vase mit Blumen oder als Aufbewahrungsort für individuelle Lieblingsstücke – die Körbe machen auf jeden Fall einen hervorragenden und auch künstlerischen Eindruck.

So kann auch in einem Fach wie Technik, in dem es primär auf Maßgenauigkeit ankommt, durch bewussten Einsatz von Zugkraft bei der Technik des Flechtens ein ganz individuelles Werkstück entstehen.

Ein großes LOB an den Jahrgang 7 für die hervorragende Arbeit im Team, die große Mühe beim Umsetzen der einzelnen Schritte und für die Bereitschaft eine so wertvolle, traditionsreiche Technik weiterleben zu lassen – eure Arbeit kann sich mehr als nur sehen lassen!

                                                                   Für die Schulgemeinschaft – Jonas Reinhold

UPCYCLING – aus ALT mach NEU!
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