An diesem Gedenktag wurde in allen Klassen der Schule nicht nur unserer Namensgeberin gedacht. Unsere fünften Klassen besuchten den nahe gelegenen jüdischen Friedhof und lernten einige jüdische Traditionen und Gebräuche kennen. Viele Fragen zum Thema Nationalsozialismus und Verfolgung jüdischer Mitbürger konnten in zwei Klassenlehrerstunden gestellt und beantwortet werden.
Alle sechsten Klassen hatten sich im Vorfeld mit der Bedeutung des Davidsterns befasst und besuchten das Denkmal der ehemaligen Synagoge am Rhein. Die Schülerinnen und Schüler hatten den Wunsch, dort Blumen niederzulegen und Kerzen anzuzünden. Ein Linoldruck unserer Namensgeberin wurde von einigen Kindern vorbereitet. Auch ein Stein, den man nach jüdischer Tradition zum Grab mitnimmt, wurde nicht vergessen.
Von diesem Tag und einer besonderen, beeindruckenden Begegnung berichten Renée, Timur, Yasin A. und Raffaele aus der 6d:
Wir, vier Kinder der Marie-Kahle-Gesamtschule in Bonn, möchten euch von unserem traurigen Ausflug erzählen. Wir sind heute am Gedenktag zur jüdischen Synagoge gegangen. Dort haben wir an die vielen Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Wir haben Kerzen angemacht und einige hatten Blumen dabei. Auf eine Marie Kahle Karte hatten wir geschrieben, dass wir die vielen Menschen nicht vergessen haben. Wir waren mitten in einem Gespräch über den Davidstern und das Denkmal, als ein alter Mann näherkam. Frau Kreutzer ist der aufgefallen und sie hat gesagt „Kommen Sie doch ruhig näher.“ Aber der Mann verweigerte das. Er hat sehr geweint und Frau Kreutzer ging zu ihm. Er sagte zu ihr: „Ich komme aus Israel.“ Als sie fertig geredet hatten, war Frau Kreutzer auch fast am weinen und wir fragten sie, warum. Sie sagte, der Mann hätte seine Eltern in der Zeit des Nationalsozialismus verloren. Er hat erzählt, dass er nur 10 kg schwer war, als Deutschland befreit wurde. Und sie sagte uns, dass der Mann sehr froh war, dass er nicht alleine an dem Denkmal war und es gut ist, dass wir Kinder stark sind. Wir haben alle sehr darüber getrauert. Als wir dann gegangen sind, hat er noch zu uns gesagt: „Wir waren 160.000 Menschen auf 10 km2 im Lager.“ Wir konnten uns das alles gar nicht richtig vorstellen und waren sehr traurig, dass wir für den alten Mann nicht noch mehr tun konnten. Auch wenn der Ausflug sehr traurig war, ist es gut, dass wir das gemacht haben.